Herzlich willkommen im historischen Ortszentrum von Rangersdorf! Dieses Zentrum umfasst die Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus, den Pfarrhof, den spätgotischen Mauerspeicher und das Anwesen „Wirt zu Sankt Peter“ („Gasthof Post“) mit Gasthof und Wirtschaftsgebäude („Moraf“); das Gebäudeensemble bildet einen der wenigen noch intakten historischen Ortskerne in Kärnten.
Im Franziszeischen Kataster sind im frühen 19. Jahrhundert an der alten Mölltalstraße nur diese Gebäude erfasst.
„In diesem konzentrierten Ortsraum verschmelzen die dörflichen Grundkonstanten Kirche, Gasthaus und Landwirtschaft zu einem dichten Ensemble.“ (DI Dr. Friedrich Idam)
Die Pfarrkirche Rangersdorf wurde urkundlich erstmals zwischen 1006 und 1039 genannt. In diese Zeit reicht wohl auch die Geschichte des Wirt-Anwesens zurück. Die ältesten erhaltenen Bauteile in den Untergeschoßen der beiden Gebäude lassen sich dem 16. Jahrhundert zuordnen. Im Keller des Gasthofs dürfte sich damals eine Haus-Bierbrauerei befunden haben. Die Grundsteinlegung für den neuen Gasthof erfolgte im Jahr 1862.
Die Zeit brachte sowohl für Haus und „Moraf“ (Dialektform für „Meierhof“) als auch für Kirche und Pfarrhof regelmäßig Umbauten, Erweiterungen und Verschönerungen nach den Vorstellungen der jeweiligen Zeit mit sich. Der letzte größere Umbau des Hauses erfolgte 1925 und betraf den Dachausbau, bei dem das bis dahin bestehende Zeltdach einem Schopfwalmdach mit für diese Zeit typischen Dachgauben wich und Platz für „Fremdenzimmer“ schuf. In den 1950er-Jahren erfolgte der Zubau eines – inzwischen wieder abgerissenen – Saales an der Südseite des Hauses. Die Erneuerung des „Moraf“ mit der Erhöhung der Obertenne („Pirl“) fand 1921 ihren Abschluss, was auch heute noch durch die großen römischen Ziffern auf der Nordseite ablesbar ist.
Jahrhundertelang erfüllte der Gasthof die Funktionen eines typischen Kirchenwirts, der zusätzlich noch eine Poststation war – hier wurden auch die Postpferde getauscht. Das erklärt auch den Wechsel der ursprünglichen Bezeichnung „Wirt zu Sankt Peter“ zu „Gasthof Post“. Neben der Gastwirtschaft wurde auch eine – für hiesige Verhältnisse sehr große – Landwirtschaft betrieben.
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erlebte der Gasthof zunächst seine touristische Blütezeit. Mit dem Ausbleiben der Sommerfrischler und dem zunehmenden Alter des Besitzerehepaares, das keine Nachfolger für die Bewirtschaftung des Anwesens fand, schien auch das Schicksal der beiden Gebäude besiegelt. Das Wirtschaftsgebäude wurde seit etwa Mitte der 1990er-Jahre nicht mehr benutzt, im Gasthof lebte nur mehr die betagte Besitzerin. Mit ihrer Übersiedlung in ein Altenwohnheim gab es nun im Zentrum von Rangersdorf über Jahre einen Leerstand.
Da das Wirtschaftsgebäude durch die langen Jahre der Nichtnutzung beträchtliche Schäden aufwies, drohte ihm 2018 der Abriss. Durch die Initiative einiger Personen wurde dieser Abriss verhindert, die beiden Wirt-Gebäude stehen seither unter Denkmalschutz: das Wirtschaftsgebäude zur Gänze, das Gasthaus zum Teil (Nord-, Ost- und Westfassade, die große „Labm“ (Mittelgang), die beiden getäfelten Stuben im Erdgeschoß und das Kellergeschoß).
Diese Frage haben sich zunächst viele gestellt. Hier die wichtigsten Gründe, warum die beiden Gebäude vom Bundesdenkmalamt als bedeutendes Kulturgut, dessen Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt, eingeschätzt wurden:
Es handelt sich um die vermutlich größte noch erhaltene historische Gasthofanlage im Tal. Abgesehen von der Größe ist die früher übliche Kombination von Gasthaus und Wirtschaftsgebäude – vor allem wie hier in ihrer ursprünglichen Gestalt – heute kaum mehr anzutreffen. Durch seine Lage ist das Ensemble „Wirt zu Sankt Peter“ prägender Bestandteil des historischen Ortszentrums und identitätsstiftend für das Dorf und die Gemeinde.
Das Wirtschaftsgebäude, ein mächtiger Pfeilerstadel, ist nicht nur durch seine Lage und Größe (rund 480 m² auf jeder der drei Ebenen), sondern auch durch die schlanke Zimmermannskonstruktion und die mit aufwendigen Details gestaltete Fassade im Mölltal einzigartig. Die Erneuerung der Holzkonstruktion durch den aus der Gemeinde Rangersdorf stammenden ehemaligen Bozener Stadtbaumeister Franz Eder erfolgte zu Beginn der 1920er-Jahre. Teile des bruchsteingemauerten Untergeschoßes – also des ehemaligen Stalls – mit einem verputzten Tonnengewölbe im südöstlichen Bereich dürften aus dem 16. Jahrhundert stammen. Auch zweitverwendete, gehackte Hölzer im mittleren Geschoß verweisen auf einen älteren Kern.
Im Gasthaus, das im Wesentlichen aus der Biedermeierzeit stammt, sind vor allem die überwölbte „Labm“, die beiden vertäfelten Gaststuben und die Kellergewölbe von besonderer historischer Bedeutung.
Ländliche Gasthofanlagen mit noch erhaltenen vertäfelten Stuben sind in Kärnten kaum mehr anzutreffen. Die „Fercherstube“ mit ihren kunstvollen Schnitzereien (kleine Köpfe auf den Pilastern) und den in die Vertäfelung eingelassenen Bildtafeln ist zudem ein Erinnerungsort an den aus der Region stammenden Dichter Fercher von Steinwand (1828–1902). Ursprünglich dürfte sich der Name aber auf den Gestalter der Stube, den Bildhauer Lorenz Fercher aus Witschdorf bei Rangersdorf, bezogen haben. Das Kellergeschoß des Gasthofs ist ein seltenes Beispiel einer gänzlichen Unterkellerung. Ländliche historische Gebäude (Gasthäuser und Bauernhäuser) zeigen durchwegs nur eine Teilunterkellerung unter einem Raum.
Seit dem Abschluss der denkmalschutzgerechten Renovierungs- und Adaptierungsarbeiten im Sommer 2022 hat sich der Stadl zu einem bekannten und beliebten Austragungsort hochkarätiger Kulturveranstaltungen (Konzerte, Kabarett, Lesungen, Filmvorführungen, Vorträge) entwickelt. Einen Überblick bietet die Seite www.wirtstadl.at. Daneben hat er sich schon mehrfach als idealer, stimmungsvoller Rahmen für Weihnachts- und Ostermärkte, Hochzeiten, Tanzveranstaltungen, Geburtstagsfeiern und zuletzt auch für eine Modeschau erwiesen.
Mit dem Einzug der Mieterinnen und Mieter in den ersten Stock (6 barrierefreie Kleinwohnungen) und in das Dachgeschoß (4 „Penthousewohnungen“) startete im August 2024 auch die Wiederbelebung des ehemaligen Gasthofs. Im denkmalgeschützten Erdgeschoß knüpft seit 1. Juni 2025 Cornelia Schmid als „Wirtin zu Sankt Peter“ mit ihrem Lokal „Kuchl und Kaffee“ an die gastronomische Tradition des Hauses an. In der Fercherstube sollen in Zukunft verstärkt Kulturveranstaltungen in kleinem Rahmen sowie Diskussionsrunden stattfinden. Der wunderbare Raum kann auch für private Veranstaltungen gemietet werden.
An der Restaurierung und Adaptierung der beiden historischen Gebäude waren zahlreiche vorwiegend einheimische Firmen beteiligt, denen wir für ihre Einsatzbereitschaft und ihre hohe Professionalität herzlich danken. Ebenso bedanken wir uns für die Unterstützung durch das Bundesdenkmalamt und das LEADER-Förderprogramm.